Samstag, 22. September 2007

Washington – im Zentrum der Macht?







Also für alle, die es noch nicht wissen: Der Alex fängt am 1. Oktober ein Praktikum in der Deutschen Botschaft in Washington an. Da es danach aber gleich mit der Diplomarbeit bei der Lufthansa losgehen soll, bin ich jetzt schon geflogen, um noch einige Tage „Urlaub“ in den Staaten machen. Und da ich auch noch ein Zimmer in Frankfurt brauche, bin ich am Mittwoch mit dem ICE nach Frankfurt gedüst. Da habe ich zumindest schonmal ein Zimmer gefunden. Donnerstag früh ging es dann an den Airport. Vollgepackt mit einem Riesenkoffer, eine große schwere Reisetasche und mein Handgepäck mit Laptop, Foto etc.

Naja ich habe dann auch recht schnell mein Gepäck aufgegeben. Zuvor wurde man noch befragt, wer das Gepäck gepackt hat, wer zuletzt den Laptop hatte, Wie das Zeug transportiert wurde etc. Die Worte Sicherheit und Amerika scheinen in Kombination neuen Wahnsinn hervorzurufen.
Nach dutzenden weiteren Befragungen und Kontrollen konnte man dann auch endlich an Board gehen. Flug US 701 brachte den Airbus von Frankfurt in knapp 9 Stunden nach Philadelphia.

Ich bin ja Langstecken bisher nur South African Airlines verwöhnt. Bei US Airways ist der Komfort schon reichlich abgespeckt. Es gibt zum Beispiel nicht so einen tollen Beutel mit Socken, Zahnbürste etc. und auch alkoholische Getränke muss man für 5 Dollar selber kaufen. Also gab es OSaft. Aber der Gipfel der Dreistigkeit ist, dass es ein super Unterhaltungsprogramm mit Filmen und Musik gibt. Man das aber nicht einfach so nutzen kann. Bei SAA lagen damals Kopfhörer gleich mit auf dem Platz. Bei US Airways muss man die für 5 Dollar kaufen! Ich war ja so froh, dass ich die Kopfhörer von meinem MP3-Player dabei hatte. Der hat zwar nur einen Stecker, nicht die geforderten 2 (was zur Folge hat, dass man 9 Stunden nur auf einem Ohr hört), aber besser als nichts.

Ich habe dann sinnlose Komödien gesehen und recht schnell verging die Zeit. Dank Zeitverschiebung sind wir dann 14 Uhr in Philadelphia gelandet. Bereits zuvor musste jeder zwei Dokumente ausfüllen. Eine Zollerklärung und einen Schein zum Visum. Da ich kein Touristenvisum brauche, musste ich nicht den grünen Schein nehmen sondern so einen komischen anderen. Da musste ich Fragen beantworten, wie, ob ich Erregerkulturen in die Staaten einführe oder so.

Wir dachten alle das wird dann ganz schnell gehen und man kann entweder zum Anschlussflug oder was auch immer man vorhat. Exakt 52 Einwanderungsschalter stehen in Philadelphia bereit. Knapp die Hälfte davon war besetzt. Es hat über eine Stunde gedauert, bis man durch war. Bei jedem wurden die Dokumente geprüft, Fingerabdrücke genommen und ein Photo gemacht. Das dauert dann eben. Leute mit Anschlussflug sind fast durchgedreht.

Dann war ich dran, schiebe also meinen Pass durch den Schlitz und sage Good Afternoon. Dann zieht der meinen Pass durch, blättert blöd umher und schaut mein Visum an. Dann fragt der mich, was man denn als Interner in der Botschaft macht (das steht so auf meinem Visum). Habe ich zu ihm gesagt, dass weiß ich auch noch nicht, deshalb bin ich da. Dann sagt der doch tatsächlich. Good luck und gibt mir meinen Ausweis wieder. Vor mir mussten alle die Fingerabdrücke abgeben, nun wollte ich das ja auch mal machen. Als ich ihn frage, ob ich das nicht auch machen muss, sagt der doch nur: „Nein, wenn wir sie finden wollen, geht das ganz schnell“. Da bin ich also mit meinem Pass einfach so wieder von dannen gezogen und konnte nun endlich mein Gepäck holen. Nachdem ich dann endlos, schwer bepackt, durch den großen, neu sanierten Flughafen bin, habe ich auch den Zugshuttle in die Innenstadt gefunden.
Knappe 30 Minuten Fahrt und man war von dem Flughafen an dem Hauptbahnhof, der in Philadelphia 30th Street Station heißt.

Da habe ich mir eine Fahrkarte für den Expresszug nach Wash. DC gekauft und dachte dann, ich bin im falschen Film. So 10 Minuten vor Abfahrt bin ich mit meinem Gepäck zum Bahnsteig gegangen, aber dabei nicht weit gekommen. Da stand eine Riesenschlage. Hier muss man nämlich auch beim Zug fahren einchecken, wie beim fliegen. Ein uniformierter und bewaffneter Mann hat dann die Tickets kontrolliert und einen skeptischen Blick auf das Gepäck geworfen. Dann schnell einsteigen und über Baltimore nach Washington. Auf der Fahrt habe ich dem Vermieter noch mal eine SMS geschrieben, dass ich unterwegs bin. Ein Sendebericht kam auch, also alles bestens.

Als ich in Washington am Bahnhof ankam bin ich dann mit der Metro bis Springfield in Virginia gefahren. Das war so ausgemacht, da wollte der Vermieter mich abholen. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten und man muss da 2 mal umsteigen.

Als ich da ankam, habe ich wie vereinbart den Typ angerufen. Doch da hat eine automatische Stimme gesagt, dass die Nummer nicht vergeben oder unvollständig ist. Toll. Ich habe dann einige Versuche gestartet, ob es vielleicht an der internationalen Vorwahl liegt. Aber das war nicht der Fall. Also gut, was nun? Ein Internet muss her, dass ich die Nummer checken kann oder dem Typ ne Mail schreiben kann. Da in Springfield an der Metro ist aber außer riesigen Parkplätzen nichts zu sehen. Hier stellen die Leute aus dem Umland ihr Auto ab und fahren dann mit der Metro in die Stadt. Inzwischen ist es um 7 und dunkel und ich bin müde. Ich habe dann einige Leute gefragt, wo denn eine Mall ist oder ein Internetcafe aber das wusste keiner. Dann dachte ich, dass es am Hauptbahnhof in jeder Stadt ein Internetcafe gibt. Also zurück mit dem ganzen Gepäck in die Stadt. Treppauf- Treppab! Dann habe ich an der Shopübersicht im Bahnhof keinen Hinweis auf ein Internetcafe gefunden. Es wusste auch kein Mensch da was. Na toll! Ein Mann sagte mir, er wüsste, dass es in Starbucks-Cafés oftmals Hotspots gibt, wo ich einen Laptop anschließen kann. Da ich ja die ganze Zeit schon mein Gepäck mit mir rumschleppe, kann es ja am Laptop nicht mangeln. Der Nachteil nur, er wusste nicht, wo der nächste Starbucks ist. Aber er meinte ich solle mal nach Chinatown fahren, da wäre die Chance groß. Also bin ich wieder mit der Metro zu der Station Chinatown gefahren, wo ich dann auch recht schnell ein Starbucks fand. Da habe ich mich dann niedergelassen und meinen Laptop hochgefahren. Eine Lady hat mich dann freundlich darauf hingewiesen, dass das Café um 10 Uhr schließt. Toll es war 10 vor! Ich habe dann die Nummer in der Mail kontrolliert und siehe da, ich hatte die richtige Nummer. Dann habe ich dem Typen eine Mail geschrieben und er war online und hat auch gleich geantwortet. Dann hat sich geklärt, dass seine Nummer nicht nur 3 nacheinander folgende Nullen enthält sondern 4. Naja dann bin ich wieder von Chinatown nach Springfield raus. Halb 12 hat er mich dann an der Metro abgeholt. Dann ging es noch einige Minuten mit dem Auto durch die Vorstädte von DC und dann bin ich nur noch in die Dusche und ins Bett.

Freitag morgen habe ich dann mitbekommen, dass der Vermieter ein Einwanderer aus Peru ist und einige Zimmer vermietet. Meist an Studenten, die an der Virigina University hier in der Nähe studieren. Das Haus ist ganz nett, hat nur einen Nachteil, dass man eben sehr weit außerhalb ist und erst mit dem Bus zur Metro fahren muss und dann mit der Metro in die Stadt.

Die Amerikaner sind nicht so für öffentliche Verkehrsmittel, dafür sind die auch zu teuer! Autos und Benzin sind da viel billiger. Und hier sieht man nur richtig große, kompakte Autos. Und dabei kein wirklich altes. Gut nun muss man auch dazu sagen, dass in Washington und in dem Capital Belt um die Stadt nicht gerade die Ärmsten Amerikas leben.

Freitag bin ich dann in die Stadt gefahren um mir einen Eindruck von DC zu machen. Vom Hauptbahnhof bin ich zuerst zum Capitol. Schwer bewacht durch Unmengen uniformierter Typen. So richtig nah kommt man auch nur mit vorheriger Anmeldung. Sonst nur bis zu den Stuften. Das Capitol bildet das Ende der National Mall, jenem Streifen an dem sich alle wichtigen Museum, Gerichte, Ministerien, Nationalarchive, Bundesbanken befinden. Man merkt hier, dass die Stadt am Reißbrett entstanden ist. Alles ist großzügig angelegt und die Stadt ist dafür geschaffen, sich selbst und ein ganzes Land zu celebrieren.
Es ist so angelegt, dass es von der Mall ausgehend Querstraßen gibt und Längsstraßen. Alles sehr quadratisch. Die einen sind nach dem Alphabet geordnet und die anderen numerisch. So kann man die Ecke 12th/R schnell finden. Dazu gibt es noch diagonal durch die Stadt gehende Avenues, die nach Ortsnaen benannt sind. Ich bin dann von Capitol, bei eine Sonnenschein und richtig heißen Temperaturen die Pennsylvania Avenue entlang. Vorbei am Justizministerium, dem Nationalarchiv etc. bis zum Weißen Haus. Das Weiße Haus (schwer bewacht) kann man von der Garten und von der Nordseite sehen. Davor haben irgendwelche Bürgerrechtler demonstriert und Touris Fotos gemacht. Das Weiße Haus, eigentlich nicht so groß, wie der Name vermuten lässt, oder wie man denkt, ist umgeben von dutzenden Gebäuden, die dazugehören. Zum Beispiel das Haus für Staatsgäste, das Pressezentrum und Gebäude für die einzelnen Abteilungen und Referate.

Was mir bereits bei der Ankunft in Phili (so sagen die Amis zu Philadelphia) aufgefallen ist, überall hängen Fahnen. Stars and Stripes überall wohin man schaut und das nicht nur an Regierungsgebäuden.

Wenn man eine amerikanische Fahne sieht, und die sieht man wirklich überall, dann ist auch ein Fast Food Restaurant nicht weit. Ich habe gestern versucht, was normales zu essen, aber das war gar nicht möglich. Zahlreiche Fastfood-Ketten, allen voran McDonald, ziehen die Leute an. Und wenn man nicht Burger und Co, dann sieht man eben so was wie Starbucks mit Brownies, Muffins etc. Es klingt vielleicht gemein, aber es ist so. Ich habe noch nie in einem Land oder irgendwo sonst, sooooo extrem viele dicken Menschen gesehen. Und wer nicht extrem dick ist, der ist dann extrem sportlich, muskulös. Amerika das Land der Extreme eben.

Apropos extrem: Freitag Abend ist der Peruaner mit einer andern Mitbewohnerin in die Shopping-Mall gefahren, um da zu essen. Das hier ist eine der größten Malls im Großraum DC. Neben Victorias Sectret, Abercrombie and Fitch, Designerläden aber auch H&M, gibt es vor allem eins: Große Fastfood – Courts. Man hat unendlich viel auswahl. Aber immer Fastfood. Wir haben dann Wraps mit viel Mayo gegessen, ne Coke dazu und ganz frisch frittierte Pommes. Das tropfte noch richtig cool. Aber nun zum Extrem: Die Mall ist Freitag abend gerammelt voll. Besonders Teenager verbringen hier den Abend. (Shoppen-Essen-Kino). Und bei den jungen 14-Jährigen scheinen hier grad megakurze, blaue Jeansröcke oder Hotpants angesagt zu ein. Der Rock wird zusammen mit der Louis Vuitton Tasche präsentiert. Da muss man natürlich als 14 Jährige schon 4mal die Mall auf und ab gehen.

Jetzt eben, Samstagmorgen, bin ich bereits im Zug von Washington nach New York. Bin mal gespannt!

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