Donnerstag, 1. März 2007

Wasserstandsmeldung

Es war 20.45 als am Montagabend der Airbus über die Startbahn West in den verregneten Frankfurter Himmel startet. Das Ziel: Zunächst das 8690 Kilometer entfernt liegende Johannesburg. Auf den Sitzen lagen eingeschweißte Decken und Kissen für die Nacht. Als der Airbus 340-600 mit 315 Passagieren an Bord über Florenz war, wurde das Abendessen serviert. Man konnte wählen zwischen Kassler, Gulasch oder Spinatlasagne, für die ich mich entschieden habe. Dazu gab es Salat, Antipasti und einen Kirchkuchen zum Dessert. Nach dem Essen wurden dann witzige neonfarbene Brustbeutel von South African Airlines ausgeteilt. Darin waren dann wie erwartet eine Zahnbürste und ein paar neonfarbene SAA-Schlafsocken. Der absolute Hammer waren aber dabei die Eyepads. Diese Augenbinde haben sich doch dann tatsächlich einige Frauen umgebunden, um besser ruhen zu können. Naja – wenn´s hilft. Ich habe mich stattdessen erstmal intensiv mit den verschiedenen Unterhaltungsmedien an Bord vertraut gemacht. Und während wir über Lybien, Tschad und Kongo flogen, habe ich erstmal Filme geschaut. Nicht irgendwelche – sondern The Queen und The departed. Schließlich wurden in der Nacht zuvor die Oscars verliehen und da muss ich die preisgekrönten Streifen ja auch sehen. Danach wurde noch bissl südafrikanische Musik gehört, ehe ich für 2 Stunden mehr oder weniger geschlafen habe. Zum Frühstück gabs dann Joghurt, Obstsalat, Schokolade, Croissant und Crepes oder Omelette. Und schon waren wir im Landeanflug auf Johannesburg. Aussteigen, Passkontrolle, Gepäckausgabe, Zollkontrolle und einchecken zum nächsten Flug. Aber wo macht man das? Der Airport ist eine riesen Baustelle, weil dass Land 2010 seine Gäste mindestens genau so gut empfangen will, wie die Deutschen 2006.

Ich habe es dann doch geschafft mich durch einen Schilderwald zu kämpfen und nach Bloem eingecheckt. In der Wartezeit konnte ich mich mal mit den Schlagzeilen der SA-Presse vertraut machen. Dass kann man eigentlich wie folgt zusammenfassen: Mord, Totschlag, Aufschwung, Boom, noch mal Mord und wieder Aufschwung.
Die Maschine nach Bloem war dann ganz anders: Ich nenne Sie mal „die Frisur sitzt Maschine“, denn diese kleine 40 Personen Propeller Maschine, könnte echt aus dem Werbespot stammen. Über 3 kleine Stufen ist man schon vom Rollfeld aus in dem Flugzeug. Na ja. Hauptsache es sicher sein Ziel gefunden. Achso: Sandwiches wurden natürlich auch hier wieder serviert. Nach dem ich dann in dem kleinen Flughafen von Bloem (hat was von Altenburg International Airport) mein Gepäck hatte, wartete ich in der Halle auf meinen Abholservice.

Nach wenigen Minuten des Wartens kam eine kleine, junge mit italo-style Sonnenbrille ausgestattete Südafrikanerin auf mich zu. Sie sagte: „Sorry, are you Alexander?“. Ich sagte: „Yes.“ Nach dem üblichen Begrüßungssmalltalk sagte sie mir sie sei Bianca und sei an der Central University of Technology Free State zuständig für die Betreuung der foreign-students. Im Auto (es waren nur 10 Minuten Fahrt) hat sie so viele Infos erzählt, dass dieses Tempo schon für eine Frau ungewöhnlich war. Sie war sogar so nett, und hat schon mal die wichtigsten Nahrungsmittel für mich eingekauft und im Kühlschrank deponiert: Milch, Wasser, Cornflakes und Käse. Passt doch genau! Auf jeden Fall wusste ich sofort, dass Bianca jeden ihrer 17 Studenten kennt und auf keiner Party fehlt. Sie fuhr mich dann in den Komplex, wo alle Auslandsstudies wohnen. In der WG bin ich nun zusammen mit 2 Holländerinnen und einer Belgierin und einem Belgier. Alle sehr nett! Mit den Belgiern bin ich dann gleichmal zum Internetcafe gelaufen.

Am Abend dann sind alle Austauschstudis Essen gegangen. Danach ging es noch in 2 Diskotheken. Wenn man hier ein Getränk, z.B. Cola oder so bestellt, dann bekommt man hier immer ein Glas mit viel Eis drin und einer Dose des eigentlichen Getränks. Soviel also zum Thema Müllvermeidung. Die Dosen haben dabei aber wenigstens eine handliche Größe. Fast so wie in Deutschland die RedBull Dosen.
Eine andere Eigenart hier ist, dass die Leute permanent zwischen ihren verschiedenen Amtsprachen hin und her wechseln. Die ganzen Sprachen kann ich ja eh nicht unterscheiden, aber der Wechsel zwischen Englisch und Afrikaan ist schon krass. Afrikaan ist übrigens sehr mit dem Holländischen verwandt. Das ist auch der Grund, warum so viele Holländer und Belgier da sind: Die verstehen nämlich alle dieses Afrikaan.

Mittwoch hatte ich dann 9.30 Uhr einen Termin bei Bianca, bei der ich dann die ganzen registration documents ausgefüllt habe. Mit ihr bin ich dann gemeinsam zu einem Professor der Hochschule des Fachbereichs Management gegangen. Der war super freundlich und hat erstmal erzählt, dass er vor 5 Jahren auch einmal in Deutschland war. Exakt zu der Zeit, als Hannelore Kohl starb, wie er mir sagte. Und Beethoven mag er ja auch so. Nach diesem langen small talk haben wir Kurs für mich ausgesucht. Ich habe Advertising language, public speaking und fotography belegt. Am Montag geht’s dann los. Mal schauen!

Danach bin ich mit den Mitbwohnern erstmal in das oeffentliche Schwimmbad gegangen. Das ist recht gross und nett. Man zahlt nur umgerechnet 50 Cent Eintritt. Und das Beste: Das Bad ist nur schraeg gegenueber auf der anderen Strassenseite.

Donnerstag habe ich dann erstmal meinen Schlafmangel nachgeholt und war ein paar Dinge einkaufen, denn morgen erwartet mich die ausfuehrliche Stadtrundfahrt mit Dawn, der Leiterin des International Office.

3 Kommentare:

Sabbi hat gesagt…

Das klingt ja super entspannt. Aber irgendwie geht es in deiner Meldung zu 80% um's Essen. So kenne ich dich doch gar nicht, Mr. Joghurt.

andrea hat gesagt…

find ich auch, dass alles toll und relaxed klingt. freut mich für dich.

Schaf hat gesagt…

aber wieso findest du, dass es ungewöhnlich ist, wenn Frauen schnell sprechen?

Das Holländisch dem Africaans so ähnlich sind, wusste ich gar nicht, aber dann kannst du ja hinterher beides. :-)